
Barrierefreies Corporate Design
Stellen Sie sich vor, ein Logo ist so filigran, dass es bei schlechter Sicht kaum noch erkennbar ist. Oder eine Website setzt allein auf Farbcodes, die für Menschen mit Farbfehlsichtigkeit nicht unterscheidbar sind. In solchen Momenten wird deutlich: Gestaltung kann ausschließen – oder eben bewusst einladen und verbinden. Ein Corporate Design, das Barrieren abbaut, öffnet Kommunikation für alle. Es sorgt dafür, dass Botschaften klar ankommen, Marken nahbarer wirken und Vielfalt sichtbar wird.
Barrierefreies Logo
Ein Logo ist das visuelle Aushängeschild einer Marke – es muss schnell erkennbar, einprägsam und vielseitig einsetzbar sein. Wie dies für alle Menschen gleichermaßen umgesetzt werden kann, zeigen die folgenden Grundprinzipien:
Klare Formen: Logos sollten aus einfachen, gut erkennbaren Strukturen bestehen. Filigrane Linien oder überladene Ornamente können bei kleiner Darstellung oder eingeschränkter Sehfähigkeit schwer erkennbar sein.
Starke Kontraste: Ein Logo muss in verschiedenen Kontexten bestehen – auf hellen Hintergründen, dunklen Flächen oder in Graustufen. Ein ausreichender Kontrast sorgt dafür, dass das Logo in jeder Anwendung lesbar bleibt.
Skalierbarkeit: Ein gutes Logo funktioniert nicht nur auf einer großen Plakatwand, sondern auch in winziger Größe – etwa als Favicon oder App-Icon. Barrierefreie Logos bleiben in jeder Größe verständlich, ohne dass Details verloren gehen.
Lesbare Typografie
Typografie prägt das Erscheinungsbild eines Corporate Designs maßgeblich – sei es im Logo oder in der Gestaltung verschiedener Anwendungen. Damit Schrift barrierefrei eingesetzt werden kann, sind folgende Aspekte wichtig:
Erkennbarkeit: Buchstaben müssen auf den ersten Blick lesbar sein. Komplexe Handschriften oder gebrochene Schriften erschweren dies, da ihre Formen nicht den gewohnten Konventionen folgen.
Unterscheidbarkeit: Je klarer sich Buchstaben voneinander abgrenzen, desto leichter lassen sie sich erfassen. Besonders geeignet sind humanistische serifenlose Schriften mit dynamischen Formen. Weniger gut erkennbar sind dagegen geometrische Groteskschriften. Typische Stolperfallen sind ähnlich aussehende Zeichen wie 1, I, l oder O, 0. Auch Großbuchstaben lassen sich oft schwerer unterscheiden als Kleinbuchstaben.
Offenheit: Offene Zeichenformen erleichtern die Lesbarkeit, insbesondere bei schwierigen Bedingungen wie schwacher Druckqualität, unscharfer Sicht oder schlechter Beleuchtung. Dies ist vor allem bei Kleinbuchstaben wie a, c, e, o oder s entscheidend.
Strichstärkenkontrast: Für gute Lesbarkeit eignen sich serifenlose Schriften mit geringem Strichstärkenkontrast. Wird eine Serifenschrift verwendet, ist eine Renaissance-Antiqua vorzuziehen, da sie dynamischer wirkt und weniger Kontrast aufweist als etwa klassizistische Antiqua.
Farben bewusst einsetzen
Auch die Farbgestaltung wird im Corporate Design festgelegt. Dabei spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle:
Kontrast: Primär- und Sekundärfarben sollten in einem deutlichen Kontrastverhältnis stehen. Als Orientierung dienen die Vorgaben der WCAG 2.1, die Mindestwerte für Textkontraste im Web definieren. Grundsätzlich gilt: Dunkler Text auf hellem Hintergrund ist besser lesbar als umgekehrt. Bei farbigem Text auf farbigen Flächen muss zudem ein „Flimmereffekt“ vermieden werden. Für Logos oder Markennamen gelten die Kontrastregeln nicht verpflichtend, dennoch sollte gute Erkennbarkeit angestrebt werden. Für die Kontrastprüfung helfen Tools wie WCAG-Checker, um Mindeststandards zu erfüllen.
Funktion: Farben sollten nicht als alleiniger Informationsträger dienen, da Menschen mit Farbsehschwächen Inhalte sonst nicht erfassen können. Ergänzende Symbole oder Textlabels sind essenziell. Besonders problematisch ist die Kombination von Rot und Grün, da sie für viele Betroffene kaum unterscheidbar ist.
Mehr als Logo, Typografie und Farben
Barrierefreiheit endet nicht beim Logo, Typografie oder bei der Farbpalette. Websites, Apps, Präsentationen und PDFs müssen ebenso zugänglich programmiert und gestaltet sein.
- Alt-Texte für Bilder: ermöglichen Screenreader-Nutzern Zugang zu Bildinhalten.
- Tastatur-Navigation: interaktive Elemente sollten ohne Maus bedienbar sein.
- Untertitel & Transkripte: für Videos und Audioinhalte sind unverzichtbar.
Klare Struktur und Orientierung
Ein barrierefreies Corporate Design setzt auf übersichtliche Layouts, klare Hierarchien und intuitive Navigation. Das gilt für Print ebenso wie für digitale Anwendungen.
- Klare Gliederung: Überschriften, Absätze und Listen erleichtern Orientierung.
- Responsive Design: Websites und digitale Inhalte müssen auf allen Endgeräten zugänglich sein.